Frieden, Frieden und nochmals Frieden

Es ist keine Schwarzmalerei – die Kriegstrommel wird gerührt

Berlin, 31. Mai 2024

Liebe Nora,

macht endlich die Augen auf!, möchte ich allen zurufen. Wie blind sind die Menschen? Wie lange wollen sie sich das noch ansehen? Oder wegsehen?
Es ist keine Schwarzmalerei, die Kriegstrommel wird gerührt und die Kriegstüchtigkeit angestrebt. Unter dem Deckmantel der Verteidigung. Was für ein Schwachsinn. Aber die Menschen glauben. Oder wollen glauben. Oder … ich weiß nicht, was sie wollen.
Aber bestimmt nicht ihre Kinder opfern.
Die Dortmunder Fußballer, die jetzt für den Rüstungskonzern Rheinmetall ihre Tore schießen, wird es nicht gleich erwischen. Vermutlich werden sie kriegswichtig sein, um die Leute bei Laune zu halten. Ich könnte kotzen. Vielleicht rennen die Jungs aber auch als erste los – freiwillig für ihr deutsches Vaterland.

In der Pressemitteilung ist natürlich nicht davon die Rede, dass Rheinmetall Deutschlands größter Waffenkonzern ist, nein, da wird von einem Verteidigungs- und Technologiekonzern geschrieben.  Dessen Auftragsbestand im vergangenen Jahr, ganz nebenbei bemerkt, einen neuen Höchstwert erreicht hat und dessen Gewinn so hoch war wie noch nie. Dank des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Wer will den eigentlich nicht beenden?

„Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind.“, sagt der olivgrüne Herr Habeck. Wer bitteschön macht denn diese Welt?
Zeitenwende.
So ein Blödsinn.
Frieden muss es heißen! Frieden, Frieden und nochmals Frieden!
Weg mit der Scheiß-Rüstung. Das hatten wir alles schon mal.

Wen wählst du eigentlich?
Wenn wir Frieden an ie erste Stelle rücken – und das sollten wir – ist die Auswahl extrem dünn.
Miesepetrige Grüße,
Kathrin.

 

 

Lest hier, was Nora zuletzt an Kathrin schrieb.

 

 

Aufhebung der Impfpflicht in der Bundeswehr – und die Leitmedien schweigen

„Das Regime tritt mir schon auf die Füße“

Deutschland, 30. Mai 2024

Liebe Nora,

danke, dass du an uns gedacht hast!

Nach all unseren Erlebnissen mit der Bundeswehr, insbesondere zu Beginn der Duldungspflicht für die Covid-19-Impfung (Ende 2021) und in den letzten 12 Monaten, ist uns gar nicht danach, zu tanzen. Wir sind vor allem froh, dass es nun ein Ende hat, und dass die jungen, lebensunerfahrenen Männer und Frauen, die ihren Dienst antreten, nicht mehr zur Impfung gezwungen werden können. Da die Impfung jedoch weiterhin empfohlen werden soll, schätze ich, dass sich weiterhin viele junge Soldaten impfen lassen werden.
Georg ist wahrscheinlich einer der letzten impfkritischen Soldaten, die noch in der Bundeswehr sind. Aber auch er wird nun zum 1. Juli aus dem Dienst entfernt. Ich glaube, wir haben einen großen Schutzengel. Anders kann ich mir die vielen Zufälle, die ihn so lange ohne erneuten Impfbefehl durchkommen ließen, nicht erklären. Aber eins nach dem anderen:

Wie du weißt, hatten wir uns bereits mit den Corona-Maßnahmen und erst recht mit den neuartigen und experimentellen Impfstoffen intensiv und kritisch auseinandergesetzt, und so stand Georg seit Einführung der Duldungspflicht für die Covid-19-Impfung bei der Bundeswehr im November 2021 unter einem enormen Druck. Er hatte nicht nur Angst vor gesundheitlichen Schäden durch die unerprobten Impfstoffe, sondern war auch der Auffassung – und ist es noch immer – dass er sich lt. Soldatengesetz gar nicht hätte impfen lassen dürfen, da er als Soldat zur Gesunderhaltung verpflichtet ist und er bereits Ende 2021 genug Informationen über die gesundheitlichen Gefahren durch die Corona-Impfstoffe gesammelt hatte.
Nachdem die erste Aufforderung zur Impfung, die noch kein offizieller Befehl war, von seinem Vorgesetzten kam, nahm er seinen gesamten Urlaub und Resturlaub, um Abstand zu gewinnen und auf eine Eingebung zu hoffen.
Mitte Dezember ließ er sich von einer Bekannten, die in einer Arztpraxis arbeitet, Blut für die Bestimmung seines Corona-Antikörper-Titers abnehmen. Obwohl er wusste, dass dieses Ergebnis wahrscheinlich nicht anerkannt werden würde, sollte es positiv ausfallen, hoffte er zumindest auf eine Erklärung, warum er sich impfen lassen sollte, wenn er bereits Antikörper hatte. Der Test fiel allerdings negativ aus. Kurz darauf wurden wir – dank unseres Schutzengels – beide krank und verbrachten Weihnachten 2021 mit Grippesymptomen. Anfang Januar ließ Georg seinen Titer deshalb erneut bestimmen, diesmal mit einem deutlich positiven Ergebnis.

Ebenfalls Anfang Januar 2022, noch während seines Urlaubs, rief Georgs Vorgesetzter per Videotelefonie an, um ihm unter Zeugen den Befehl zu erteilen, sich zu einem bestimmten Termin beim General zu melden und den Impfbefehl entgegenzunehmen. Das betraf auch zwei weitere Soldaten. Georg wurde zum ersten Mal in seinem Berufsleben ein Befehl unter Zeugen gegeben, was sein Vertrauen in die Bundeswehr enorm erschütterte.
Er war am Boden zerstört und wusste nicht, was er tun sollte. In den über 20 Jahren unserer Beziehung habe ich ihn zum ersten Mal weinen sehen. Er war so verzweifelt, dass er es sogar für einen kurzen Moment in Erwägung zog, sich die Impfung gegen seine Überzeugung geben zu lassen. Es gelang mir, ihm klarzumachen, dass wir das zusammen durchstehen und uns nicht vom Staat erpressen lassen würden. Denn nichts anderes war es ja!
Georg sah sich in unserer sechsköpfigen Familie als Ernährer und wusste, dass eine Befehlsverweigerung vor dem Truppendienstgericht enden und zu seiner unehrenhaften Entlassung führen würde. „Unehrenhafte Entlassung“ bedeutet, dass der Soldat seine Gehalts- und Pensionsansprüche verliert, vorbestraft ist und ihm somit das zivile Leben erheblich erschwert wird. Deshalb stellte er noch in der Nacht vor der Befehlsausgabe einen Antrag, um sein Dienstverhältnis von einem Berufssoldaten auf einen Soldaten auf Zeit umzuwandeln, um mit einem Überbrückungsgeld und ohne gerichtliches Prozedere entlassen zu werden. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt. Georg, der seit 32 Jahren in der Bundeswehr war, hätte diesen Antrag vor Ende seines 30. Dienstjahres stellen müssen.

Am Morgen, als er den Impfbefehl erhalten sollte, hatte ich große Angst, dass er auf dem Weg zur Kaserne einen Unfall bauen könnte, da er schlecht geschlafen hatte und immer noch den Tränen nahe war, als wir uns verabschiedeten. Der General, der den drei Soldaten gegenüberstand, demonstrierte deutlich seine Macht. Georg versuchte, mit ihm zu reden, aber er fuhr ihn nur an: „Sie können den Befehl auch gleich verweigern!“
Georg befolgte letztlich den Befehl, sich ärztlich auf seine Impftauglichkeit untersuchen zu lassen. Beim Arzt brach er weinend zusammen. Dank der beiden Titer-Bestimmungen, die der Arzt als Nachweis für eine frisch durchgemachte Corona-Infektion anerkannte, wurde er zunächst für einen Monat als impfuntauglich eingestuft und für weitere fast zwei Monate als „immun“ erklärt. Ende März hätte er sich dann aber impfen lassen müssen. Der Arzt erkannte jedoch auch Georgs Notlage, überwies ihn akut in die psychiatrische Abteilung des Bundeswehrkrankenhaus‘ und schrieb ihn krank. Seitdem war er nicht mehr im Dienst. Jedes Mal, wenn er einen neuen Krankenschein brauchte, kehrte die Panik zurück. Wie lange würde ihn sein Truppenarzt noch krankschreiben? Ende März 2022 riet ihm dieser Arzt, Georg solle sich einen externen Facharzt für Psychotherapie zur Unterstützung suchen, denn (O-Ton des Arztes): „Das Regime tritt mir schon auf die Füße.“ Es war nicht leicht, einen Therapeuten mit freien Kapazitäten zu finden, aber auch hier hatte wohl unser Schutzengel seine Hand im Spiel. Georg fand kurzfristig jemanden in unserer Nähe, der zwar selbst an die Wichtigkeit der Impfung glaubte und während der Sitzungen noch lange eine Maske trug, aber dennoch Verständnis für ihn hatte, ihn ernst nahm und ihn auch in sämtlichen medizinischen und formalen Angelegenheiten bis zum Ende unterstützte.
Er gab zunächst regelmäßig die Empfehlung auf eine neue Krankschreibung heraus, so dass Georgs Truppenarzt aus dieser Zwickmühle heraus war. Dieser Truppenarzt war übrigens jemand, der zwar die „Corona-Kranken“ auch in Schutzmontur untersuchte und an den PCR-Test als „Goldstandard“ glaubte, aber dennoch sein Berufsethos nicht vergessen hatte. Er wurde leider im März 2023 woandershin versetzt, und danach wurde es RICHTIG dramatisch.

Die letzten 2 ½ Jahre waren somit eine ständige Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Georg hatte immer wieder Träume vom Impfbefehl und wachte nachts mit Panikattacken auf. Er war außerdem enttäuscht, dass sich niemand von seinen Kameraden meldete, dass nicht mal eine Geburtstagskarte kam und dass sein Vorgesetzter ihn nur anrief, wenn er was von ihm wollte, wie z.B. dass Georg sein Büro leer räumt. Seine Stimmung war sehr wechselhaft und insgesamt war er nicht mehr so lebensfroh, wie vor diesem Geschehen. Ich meine, er war zwar seit dem Afghanistankrieg seinem Arbeitgeber gegenüber bereits recht kritisch und riet auch unseren Söhnen davon ab, zur Bundeswehr zu gehen, aber die Kameradschaft, die damals noch da war, das strukturierte und zugleich abwechslungsreiche Arbeiten, die Möglichkeit, auf der Arbeit viel Sport zu machen usw. waren für ihn auch positive Sachen, die er sehr zu schätzen wusste. Da er schon immer ein großer Mitdenker und nicht nur Befehlsempfänger war, hatte er sich bei der Bundeswehr bis zu Corona auch häufig mit spannenden Themen in politische Bildungsprojekte eingebracht und bei der Bundeswehr viel mitgestaltet. Auch Gesundheitssport-Kurse hatte er dort mit Begeisterung gegeben, an denen auch hochrangige Personen teilgenommen hatten. Von heute auf morgen ist dieses alles weggebrochen und noch schlimmer für ihn: niemand schien mehr an ihn zu denken.

Ich selbst habe immer ein großes Urvertrauen und bin der Meinung, dass die Dinge so kommen, wie es sein soll. Mir fällt es daher leichter, nach vorne zu schauen. Aber Georg nahm alles sehr persönlich und fiel irgendwann in ein tiefes Loch. Es forderte mir ganz schön viel Kreativität ab, um ihm zu zeigen, dass er so viele andere Fähigkeiten hat, dass er auf diesen Verein nicht angewiesen ist. Auch unseren Eltern, den Kindern, die nun fast alle erwachsen sind, und unseren Freunden bin ich sehr dankbar, dass sie uns auch emotional so unglaublich unterstützt haben, obwohl viele von ihnen ihre eigenen Sorgen mit dem ganzen Geschehen hatten.

Im Übrigen haben sich Georgs andere beiden impfkritischen Kameraden nach dem Impfbefehl impfen lassen. Als Georg ein paar Tage später mit einem der beiden telefonierte und fragte, wie es ihm ginge, sagte dieser: „Ein bisschen wie nach einer Vergewaltigung“.

Im letzten Sommer, als wir gerade im Urlaub waren und Abstand zu all diesen Themen genossen, wurde Georg mitgeteilt, dass ein Dienstunfähigkeitsverfahren (DU-Verfahren) gegen ihn eingeleitet wird, obwohl sein Facharzt in den Wochen zuvor immer wieder befundete, dass eine schrittweise Wiedereingliederung in den nächsten Monaten möglich, aber in diesem Zusammenhang auch eine Konfliktlösung anzustreben sei. Es ging ihm inzwischen viel besser, nur die Angst vor einem erneuten Impfbefehl machte ihm zu schaffen.
Das DU-Verfahren wurde dennoch durchgezogen, wobei viele formale und inhaltliche Fehler gemacht, Vorschriften und die ärztliche Schweigepflicht missachtet, falsche Gutachten erstellt und ihm sogar Straftaten unterstellt wurden, gegen die erfolglos ermittelt wurde. Letztendlich hatten wir uns entschieden, gegen dieses ganze Prozedere keinen Widerspruch einzulegen, obwohl es viele Punkte gab, die vor einem funktionierenden Gericht keinen Bestand gehabt hätten. Aber da dieses absurde Verfahren noch einmal gezeigt hat, dass Georg absolut nicht mehr für diese Behörde arbeiten kann und man sich von diesem Verein einfach nur distanzieren sollte, akzeptieren wir, dass Georg nun mit 52 Jahren in Pension geht. Im Gegensatz zu anderen Soldaten, die teilweise unehrenhaft wegen Befehlsverweigerung entlassen wurden, und plötzlich vorbestraft und ohne Gehalt bzw. Pension auskommen mussten, ist Georg mit nicht ganz so großen Blessuren davongekommen, auch wenn die psychische Belastung aufgrund der Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit manchmal kaum auszuhalten war.

Vorgestern, bevor wir vom Ende der Duldungspflicht erfahren haben, hatte Georg gerade seine Gesundheitsakte bekommen, die sein Anwalt vor einem halben Jahr angefordert hatte. Ich habe sie mit einem „Märchenbuch“ verglichen, da sich hierin so viele spannende und unwirkliche Dinge fanden, wie etwa eine verleumderische, mit falschen Behauptungen übersäte, sehr subjektive Gesprächsnotiz, die eine Ärztin nach einem Telefonat mit Georg verfasst hatte. So war es also kein Wunder, dass andere Ärzte ihn nur unter Zeugen behandeln wollten.
Ich saß in meinem Arbeitszimmer und arbeitete am Schreibtisch, während Georg diese Akte auf unserer Terrasse durcharbeitete. Ständig erschien er mit einem neuen Blatt in der Hand in der Tür und las mir wieder eine „Geschichte“ vor. Wir kamen aus dem Staunen über so viel Fantasie der protokollierenden Ärzte nicht mehr heraus, und fanden plötzlich Dinge lustig, die uns vor ein paar Wochen noch auf die Palme gebracht hätten. Es ist sehr offensichtlich, dass die Truppenärzte und Vorgesetzten von Georg unter einem großen Druck standen, um dieses DU-Verfahren durchzuziehen. Mehrfach befand sich in der Akte die Unterstellung, Georg würde das Verfahren verzögern. Es machte den Anschein, als ob sich die Beauftragten vor jemandem dafür rechtfertigen wollten, dass Georg noch immer nicht entlassen war. Dabei ist ein DU-Verfahren in dieser rasanten Geschwindigkeit gar nicht üblich, wie eine der Ärztinnen sogar in einer dieser Unterlagen dokumentiert hatte.

Nach dem Abendessen saß ich wieder im Arbeitszimmer, da ich ein termingebundenes Projekt zu Ende bringen wollte und durch Georgs ständiges Vorlesen aus seiner „Märchenbuch-Gesundheitsakte“ etwas in Verzögerung geraten war. Obwohl ich Georg gebeten hatte, mich an diesem Abend nicht mehr zu stören, erschien er plötzlich wieder in der Tür. Diesmal hatte er kein Blatt in der Hand, sondern sein Smartphone, und sagte: „Die Duldungspflicht ist vorbei.“ Ich hielt es zunächst für einen Scherz, dann für eine Falschmeldung. Er setzte sich zu mir und las mir einen Bericht aus der „Epoch Times“ vor. Das Bundesverteidigungsministerium hätte gestern bei einem Gerichtsprozess, in dem ein Soldat gegen die Duldungspflicht geklagt hat, Beweise für den Nutzen der Impfung liefern sollen. Einen Tag vor dem Gerichtstermin hat es nun also einfach das Ende der Duldungspflicht für die Covid-19-Impfungen ausgerufen.
Mit der Fortsetzung meines Projektes war es für diesen Abend vorbei, denn wir begannen zu überlegen, was diese Entscheidung nun für uns, für andere Betroffene, für die Bundeswehr und die ganze Gesellschaft bedeuten könnte. Aber es ist klar, dass wir ohne genauere Informationen, die zu dieser Entscheidung geführt haben, nicht weiter zu spekulieren brauchen.

Wir warten jetzt also ganz entspannt ab, was diese plötzliche Kehrtwende in der Öffentlichkeit für Folgen hat. Erst im Laufe der Zeit werden wir sehen, ob es eine Aussicht auf eine Entschädigung oder Ähnliches gibt. Zwar habe ich dieses Ergebnis zum Anlass genommen, doch wieder etwas mehr Vertrauen in die deutschen Gerichte zu stecken, jedoch gab es ja in der Vergangenheit schon öfter positive Urteile, z.B. gegen das Maskentragen in zwei Weimarer Schulen, wo der urteilende Thüringer Richter im Anschluss wegen Rechtsbeugung verurteilt wurde und das Urteil für nichtig erklärt wurde.

Allerdings meine ich, in den letzten Jahren ein gewisses Muster beobachtet zu haben, was mir Hoffnung gibt, dass die beendete Corona-Impfpflicht bei der Bundeswehr, von der viele gar nicht wussten, dass es sie noch gab, doch Größeres bewegen könnte: Gestern hat Georg die Leitmedien unter die Lupe genommen. Diese sind sich schon mal einig, davon kein einziges Wort zu berichten. Und wir wissen ja, dass alles, was die Medien ihren Konsumenten nicht mitteilen, sozusagen gar nicht erst existent ist. Oder doch? Es ist nämlich genau dieses Schweigen der Leitmedien, was mich hoffen lässt, dass es diesmal keine Umkehr geben wird.

Georg erzählte mir heute Morgen, dass es ihm nun viel besser gehe. Auch wenn er zum 1. Juli in Pension geschickt wird, hatte er immer noch die Angst, man würde ihm, als letzten Versuch, ihn unehrenhaft zu entlassen, den Impfbefehl noch einmal erteilen. Darin sehe ich für uns persönlich gerade den Erfolg.
Entschädigung hin oder her, wichtig ist doch, dass wir gesund und unseren Werten treu geblieben sind.

Wie geht es dir eigentlich, liebe Nora? Bist du immer noch so politisch aktiv? Die Corona-Maßnahmen, gegen die du so gekämpft hast, sind ja nun vorbei. Aber verrückte Themen gibt es ja dennoch reichlich …

 

Liebe Grüße!
Sonja

Lest hier, was Nora an Sonja schrieb.

EILMELDUNG!

Kapitulation

Pinnow, 29. Mai 2024

Liebe Sonja,

gerade eben habe ich die Nachricht erhalten, dass die Covid19-Impfpflicht  für die Soldaten gefallen ist.
Endlich, endlich, endlich!!!
Wahrscheinlich tanzt ihr schon.
Ich freue mich so für euch und besonders natürlich für Georg. Dass er und ihr die ganze Zeit widerstanden habt. Diesem enormen Druck. Euch müssen sonst wie viele Steine vom Herzen gefallen sein. Ich bin ganz enthusiastisch.
Das Gebäude bröckelt.
Vielleicht dürfen wir doch hoffen.
Erzähl mal wie es euch geht und was das für Georg konkret bedeutet? Bleibt er jetzt Soldat? Gibt es eine Entschädigung?
Ich drücke euch ganz dolle,
Nora.

Landhandel

Was passiert, wenn wir alle einfach nicht mehr mitspielen?

Pinnow, 28. Mai 2024

Liebe Kathrin,

zuallererst, bevor ich es vergesse, Ulrike Guérot spricht am kommenden Montag, am 3. Juni in der Dorfkirche in Malchow. Ich hoffe, sie kann mich wieder beruhigen. Denn nach dem, was du schreibst, ist mir Himmel, Angst und Bange geworden. Meinst du wirklich, dass wir so dicht vor der Wehrpflicht stehen, dass uns tatsächlich ein Krieg droht? Ich schwanke immer. Zuletzt war ich gerade ganz ruhig. Bin allerdings auch seit einigen Wochen weg von Nachrichten jeglicher Art. Ab und an muss ich einfach mal Luft holen.
Krieg. Bitte nicht! Hier nicht und nirgendwo!!!
Zum letzten Mal hatte ich vor einem Jahr richtig Schiss davor. Im Februar schrieb ich damals einen Text dazu – der bei ´Manova` erschien. Nun habe ich ihn noch einmal rausgesucht und schicke ihn dir. Vielleicht macht er dir Mut. Und mir auch.

Ich freue mich, wenn wir uns Montag sehen sollten.
Liebe Grüße,
Nora.

PS: Teile den Text gerne weiter.

 

Landhandel

Viereinhalb Jahre ist es inzwischen her, da stand in unserem Dorf an unserer Bushaltestelle eine Dame. Es war Samstag. Am Samstag fährt in unserem Dorf kein Bus. Eigentlich fährt auch sonst kein Bus in unserem Dorf. Außer dem Schulbus. Allerdings gibt es in unserem Dorf keine Kinder mehr, die ihn benutzen würden. Die Bushaltestelle ist ein Relikt aus alten Zeiten.
Was machte die Dame dort? Worauf wartete sie? Es war Samstag.

Sie hielt einen Besen in der Hand und hatte auffallend rote Haare. Neben ihr stand ein Tisch, zwei Stühle, ein Regal. Und dann sah ich die Torte.
Auf ihrem Kopf.

„Kommen sie ruhig näher, nehmen Sie sich auch ein Stück, so groß sie wollen!“, rief sie als sie mich entdeckte und reichte mir ein Messer.

Hinter ihr, auf dem Dach unserer ausrangierten Bushaltestelle, prangte ein goldener Schriftzug. „LANDHANDEL“.

Zwei Tage lang lud die Dame – die Schweizer Künstlerin Barbara Caveng – mit ihrer Torte auf dem Kopf die Menschen an unserer kleinen Bushaltestelle dazu ein, mit ihr über den Handel mit Land, über die Bodenfrage zu sinnieren.

Ausgangspunkt für diese ihre Arbeit im Rahmen des 6. UM-Festivals war der Landhandel im benachbarten Gerswalde, dessen Betreiberin, so schreibt es Barbara Caveng in ihrem Portfolio,  ihr Geschäft im November 2018 nach 22 Jahren an eine  Nachfolgerin übergab. Damit  verschwanden auch die letzten original DDR-Produkte aus den Regalen, die noch von einem Land zeugten, das „ver-handelt“ wurde.
Dieses Land war mein Land, das Land meiner Kindheit. Ich spüre bis heute eine tiefe Sehnsucht. Diese hat nichts mit Nostalgie zu tun oder Verklären, Beschönigen, sondern mit Wärme und Geborgenheit, mit Vertrautsein, mit Bildern, so vielen Bildern, mit Geschmack, mit Geruch …

Schon damals, als ich ein Kind war, hatte ich Angst um dieses Land, ach was, nicht nur um dieses Land, um alle Länder, um die ganze Welt. Noch immer sehe ich mich als Neunjährige auf dem unteren Bett unseres geschwisterlichen Doppelstockbettes sitzen, unglücklich darüber und verängstigt, weil ohnmächtig, eventuell miterleben zu müssen, wie Ronald Reagan auf den Roten Knopf drücken und uns alle mit einer Atombombe auslöschen könnte.

Warum? Weshalb? Wie kommen Menschen dazu, andere Menschen töten zu wollen? Töten lassen zu wollen? Und unsere Lebensgrundlage, unsere Erde noch dazu!

Ich blieb lange an unserer Bushaltestelle. Hörte den Gesprächen zu. Erfuhr von Überlegungen, die mir noch nicht gekommen waren. Zum ersten Mal seit wir hier wohnten, ging ich auch in das Wartehäuschen hinein. Es war leer. Nur an eine der verwitterten Wände hatte Barbara Caveng  ein Plakat gehängt.
Heute hängt es in meinem Wohnzimmer. Ich habe es der Künstlerin abgeschwatzt.

Vor zwei Wochen habe ich das Plakat auf eine Pappe geklebt, es mit Frischehaltefolie überzogen, und mir um den Hals gehängt als ich gemeinsam mit weiteren 50000 Menschen am Brandenburger Tor für Frieden demonstrierte.

Jedes Mal, wenn ich bemerkte, dass mein Plakat interessierte, bot ich an, stehen zu bleiben, damit es in Ruhe gelesen werden konnte. Es war interessant die Menschen beim Lesen zu beobachten. Spätestens beim letzten Satz reagierten alle gleich, sie nickten, schauten mich an, nickten wieder und bedankten sich.

Auf dem Plakat – inzwischen hängt es wieder in meinem Wohnzimmer – ist Rousseau zitiert. Rousseau lebte im 18. Jahrhundert, starb noch vor der französischen Revolution und ist so aktuell wie damals. 1755 schrieb er in seiner „Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“

 

„Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den

Gedanken kam zu sagen, DIES GEHÖRT MIR

Und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben,

war der eigentliche Begründer der modernen Gesellschaft.

Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde,

Wie viel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben,

wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte:

HÜTET EUCH, DEM BETRÜGER GLAUBEN ZU SCHENKEN;

IHR SEID VERLOREN; WENN IHR VERGESST;

DASS ZWAR DIE FRÜCHTE ALLEN, ABER DIE ERDE NIEMANDEM GEHÖRT.“

 

Landhandel – der Handel mit dem Land. Mit wessen Land? Wem gehört was? Für wie lange?
Meine Oma stammte aus Elbing, in Westpreußen – heute Polen. Mein Name Mechsner – kommt aus dem Land der Vorfahren meines Mannes, aus Schlesien – heute Polen. Die Vorfahren der Menschen, die jetzt auf „unserem“ Hof in Bobischau wohnen, waren aus der Ukraine (die seit 1922 zur Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken  gehörte) vertrieben worden.

Wer weiß heute noch, was ein Jugo ist? Meine Kinder sind sich nicht sicher – Ein Land?“, vermutet eine meiner Töchter. „Ich hab´s schon mal gehört, ABER keine Ahnung was das ist“, sagt die andere.  Sasa Stanisic, einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller, bezeichnet sich als  Jugo. In seinem Bestseller „Herkunft“ erzählt er davon, wie (ihm) sein Heimatland – Jugoslawien – verloren gegangen ist. Das, was einmal sein Land gewesen ist, gibt es heute nicht mehr. Sein Land – Jugoslawien – sind heute sechs Länder. Deren Anerkennung die Balkankriege mit mehr als 200000 Toten vorausgegangen sind.

200000 Tote.

Etwa ebenso viele Tote (die Zahlen schwanken je nachQuelle) sind inzwischen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beklagen.
Getötet mit Waffen aus Deutschland.

Auf der FriedensDemo am Brandenburger Tor traf ich auf eine Dame, die, abgesehen von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer vermutlich das beliebteste Fotomotiv der Demo war. Sie stand in einem Panzer. Einem aufblasbaren Panzer, gedacht, um damit gemütlich auf dem Wasser dahinzutreiben. Oder weniger gemütlich wilde Kämpfe zu imitieren. Fassungslos stand ich vor der Frau. „Wo haben Sie den Panzer her?“ fragte ich. „Aus dem Schwimmbadbedarf“, antwortete sie. Sie zeigte mir, wo sie den Boden, auf dem mindestens drei kleine Kinder Platz gehabt hätten, um Panzerschlacht zu spielen, herausgeschnitten und an den Überbleibseln die Hosenträger ihres Mannes befestigt hatte, um in den Panzer hineinsteigen und ihn über der Schulter befestigen zu können.

Wenig später und nur einige hundert Meter weiter stand ein richtiger, ein echter Panzer. Genauer: ein Panzerwrack. Dessen Panzerrohr zielgenau auf die russische Botschaft gerichtet war.
Der Panzer, las ich zu Hause, stellte eine genehmigte Kunstaktion dar. Wieland Giebel, einer der Initiatoren erläuterte, welcher Gedanken ihn zu dieser „Kunst“ veranlasst hatte: „Das Regime wird untergehen so wie das Dritte Reich untergegangen ist. (…) Hier in der Botschaft sitzen die Kriegsverbrecher. Deshalb stellen wir den Russen ihren Schrottpanzer vor die Tür.“

(Natürlich könnte man fragen, warum vor anderen Botschaften keine Panzer stehen. Aber ich frage nicht, ich will nirgendwo Panzer stehen und noch viel weniger fahren sehen. )

Dieser Panzer riecht nach Kriegserklärung.
Nach einer weiteren.
Im Januar bereits verkündete „unsere“ Außenministerin, wenn auch „versehentlich“:  „Denn wir kämpfen einen Krieg gegen Russland ….“

Krieg. Er hat mich eingeholt. Ist wieder so präsent wie in meiner Kinderzeit. Damals kam er von zwei Seiten. Der eine, der zweite Weltkrieg war in der DDR für mich immer und überall gegenwärtig,  als Mahner aus der Vergangenheit, der andere als Gefahr in der Zukunft wurde gehätschelt und gepäppelt vom Kalten Krieg der Gegenwart.

Wenn ich einmal einen Mann und Söhne hätte und es käme zum Krieg, dachte ich mir damals, verstecke ich sie. Ich hatte Fantasie. Ich malte es mir aus, sah es ganz deutlich, kann das Bild noch immer abrufen.
Allerdings weiß ich inzwischen, da ich tatsächlich Mann und Sohn habe,  dass ich niemanden, egal wie lieb ich ihn hab und wie sehr ich ihn beschützen möchte, verstecken kann, der sich nicht verstecken lassen möchte.

1941 wurde mein Opa eingezogen. Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, begann ich ihn nach seinen Kriegserlebnissen zu befragen. Es war nicht viel, was mein Opa erzählte, aber das Wenige habe ich festgehalten:

„Im ersten Winter des Krieges mit der Sowjetunion lag ich als vorgeschobener Beobachter in einem Schützengraben auf der Mondscheinhöhe vor Kronstadt – verlaust und verdreckt. Unsere Unterkunft war ein niedriger kaum mannshoher Unterstand mit einigen harten Pritschen. Draußen war es am Abend bitterkalt (ca. -40 Grad Celsius), sternenklar und windstill. Drinnen im Unterstand brannten keine Kerzen, sondern nur einige aus Handgranaten gebastelte Ölfunzeln sowie ein aus einer achtundzwanzig Zentimeter Kartusche selbst gebauter Kanonenofen, aus dem es qualmte. Diesen Ofen konnten wir nur nachts benutzen, am Tage hätte uns der Rauch verraten. Ich war Unteroffizier und Truppführer – Offiziere ließen sich vorne im Graben nicht sehen.“

Irgendwie erinnert mich das an Robert Harbeck, der am 23. Februar letzten Jahres in der Sendung Maischberger „Die Woche“  äußerte: „Ich muss nicht da nicht kämpfen und ich werde auch nicht sterben in diesem Krieg …“
Nein, ein Herr Habeck muss da nicht kämpfen, auch eine Frau Baerbock nicht und vermutlich auch nicht der, im vorauseilenden Gehorsam agierende, Kriegskünstler Wieland Giebel.
Nein, um solche Kriege zu führen, hat man sein Volk, das geschickt wird, dem befohlen wird – mittels eines eben mal neugeschaffenen – nein, nicht Infektionsschutzgesetzes- , dieses Mal heißt es vielleicht eher eines Notwehrschutzgesetze.

Hat mein Opa in Erwägung gezogen, sich dem Krieg zu entziehen? Kannte er Carl Sandburgs Gedicht „The People, Yes“ von 1936, in dem es heißt: „Stellt euch vor, es ist Krieg und keiner geht hin?“
Mein Opa ist gegangen, wie fast alle gegangen sind.

Von der Mondscheinhöhe erzählte er noch, dass eines Morgens einer seiner Kameraden vergessen hatte, den Ofen auszumachen. Dadurch geriet der Beobachtungsposten unter Beschuss, ein Volltreffer war nur noch eine Frage der Zeit. Mein Opa nahm die Beine in die Hand und peste weg, so schnell er konnte. Kurz darauf gab es den Volltreffer.
Irgendwann im späteren Kriegsverlauf erwischte meinen Opa die Ruhr. Einmal drückte es ihm dermaßen im Darm, dass er den sicheren Unterstand Hals über Kopf verlassen musste, um sich zu erleichtern. Die Ruhr war seine Rettung. Denn während er kackte, traf es den Unterstand. Seine Kameraden darin waren alle tot.

Immer wieder drängte ich meinen Opa, mehr aus dieser Zeit zu erzählen. Mein Opa sagte, er sei ein Meister im Verdrängen. Ich habe keine Ahnung, ob oder wie ihn diese Erfahrungen seiner jungen Mannesjahre geplagt haben – hat er von den Leichenteilen, die in den Bäumen hingen (und die er mehrfach erwähnt hat) geträumt? Haben ihn die vielen Toten verfolgt? Zumindest die, die er selbst getroffen hat? Hat er welche getroffen?
Wie kann man damit leben? Kann man damit leben?
Opa wurde mehrfach verwundet. Zeit seines Lebens hatte er mit Granatsplittern zu tun, die in seinem Körper wanderten.
1945 wurde er wegen einer Hirnverletzung vorzeitig aus amerikanischer Gefangenschaft entlassen.

Ich habe eine Freundin, deren zwanzigjähriger Sohn panische Angst davor hat, dass der Krieg zu uns kommen könnte, dass er eingezogen werden wird. Ich kann diese Angst verstehen. Ich mache mir ebenfalls Sorgen. Mein Sohn ist vierundzwanzig. Was würde er im Falle eines Krieges tun?

„Aber was willst du machen, wenn es um dein Heimatland geht?“, fragte mich unlängst ein Freund. HEIMATLAND. Ein großes Wort.  Was ist dieses Heimatland (oder sollte ich besser fragen, wer ist dieses Heimatland?), in dem gerade so viel passiert, was nicht meinen Werten entspricht, ja mit ihnen kollidiert?

Seit meinen Kindertagen habe ich nie wieder wirklich gefürchtet, dass Wir – wir Deutschen – in einen Krieg verwickelt werden könnten.  Auch heute will ich es nicht fürchten. Was aber soll ich davon halten, wenn Marie-Agnes Straack-Zimmermann am 1. Februar in den Tagesthemen von „Personen“ spricht, “ die am langen Ende für uns in den Krieg, in eine Schlacht ziehen müssen, um unsere Freiheit zu verteidigen und das mit ihrem Leben …“
Wen bitteschön meint Strack-Zimmermann? Wer muss hier für wen und wessen Freiheit in die Schlacht ziehen?

Dieser Krieg schon mit Worten! „In die Schlacht ziehen“, das assoziiert bei mir sofort abschlachten. Erwin, den ich für mein Buch „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ interviewte, sagte: „Durch den Krieg hatte ich überhaupt keine Jugend. Als ich jung war, war ich schlachtreif. Da wurde man geopfert“.

Zeigt mir die Mütter, die ihre Kinder geboren haben, um sie in diesem großen Spiel des LANDHANDELS abschlachten zu lassen.!
Das Fernsehen, die Streaminganbieter und auch die Nachrichten sind voll von Filmen,Serien und Realitäten, in denen man sich genau anschauen kann, wie dieses Abschlachten aussieht . Es ist nicht fiktiv. Es ist absolut real.

Und wofür?

Meine Großeltern haben erleben müssen, wie ihr Land (mit ihrer Hilfe, aber mit Sicherheit nicht in ihrem Interesse) erst zerstört und anschließend verhandelt wurde.
Dem Land meiner Eltern, das mein Kindheitsland war, blieb die Zerstörung erspart. Allerdings ist das Gefühl, dass es irgendwie verhandelt wurde, bis heute präsent.

„Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen, DIES GEHÖRT MIR …

Gabriele Gysi sprach kürzlich in einem Interview von der innerdeutschen Grenze, die mein Kindheitsland umgab, als einem „gesamtdeutschen Kunstwerk“, das  von mindestens sechs Armeen, bewacht worden war. Damals wie heute, sagte sie, war Deutschland ein Spielball internationaler geopolitischer Interessen.
Und wir die Spieler im großen Spiel des LANDHANDELS.

Ich frage mich: Was passiert, wenn wir alle einfach nicht mehr mitspielen?
Wenn wir ganz klar NEIN sagen!

Ich habe Lust es auszuprobieren.
Einfach weil die Früchten allen und die Erde niemandem gehört!
Und weil meine Kinder, genau wie die Kinder jeder anderen Mutter kein Schlachtvieh sind.

 

 

 

 

 

Wenn die Kraniche ziehen

Shurawli

Liebe Nora,

war das eine schöne Überraschung dich am Samstag plötzlich im Kulturwohnzimmer von Maria Simon zu sehen. Und das Konzert – es war großartig. Tino Eisbrenner ist echt einer der weniger Künstler, die das machen, was Künstler in kritischen Zeiten tun sollte, den Finger in die Wunde legen. Da reist der mal eben nach Moskau, in die Höhle des Löwen, um bei einem Songcontest die Fahne für uns Deutsche hochzuhalten. Oder den Kopf hinzuhalten? Nach dem, was er in seinem Buch darüber schreibt, werden wir im Ausland ja schnell alle über einen Kamm gescherrt – Dank Annalena Baerbock, Agnes Strak-Zimmermann und all den anderen unserer „Volksvertreter“.
Wenn ich Tino höre bin ich immer ganz baff über seine Weisheit und die richtigen Worte, die er dafür findet. Na und singen kann er ja sowieso.

Hast du gesehen, am Wochenende spielt er schon wieder in der Uckermark, in Flieth auf dem Artemishof – ist das nicht sogar direkt um die Ecke von dir?

Ein bisschen beneide ich da ja, wenn ich sehe und höre, was bei euch so alles los ist. Dabei denkt man immer, in der Uckermark würden sich Fuchs und Hase ´Gute Nacht` sagen. Nee, ihr schlagt am Puls der Zeit. Schade, dass ich so wenig Zeit habe, sonst würde ich öfter vorbeikommen. Ulrike Guerót lockt mich sehr. Und euren Pfarrer wollte ich auch schon immer mal kennenlernen. Schreibst du mir noch, wann das Gespräch mit Ulrike Guerót wo genau stattfindet? Vielleicht schaffe ich es.

Ich habe noch mal recherchiert und den Film gefunden, von dem ich so geschwärmt hatte, dessen Titel mir aber nicht mehr eingefallen war: „Wenn die Kraniche ziehen“. Er ist aus dem Jahr 1957. In einem Satz gesagt, geht es um den unvereinbaren Gegensatz zwischen großer Liebe und großem Krieg. Du solltest in dir unbedingt anschauen. Und noch viel mehr all diejenigen, die gerade so laut nach Waffenlieferungen und Wehrpflicht brüllen.
Da wird mir Himmel, Angst und Bange. Juri wird in zwei Monaten 18. Sein Jahrgang wird einer der ersten sein, die das „Kriegshandwerk“ erlernen müssen. Eine Kriegsverweigerung, da bin ich sicher, wird es nicht geben. Wir sind mit Juri darüber im Gespräch, denken, der einzige Ausweg wird die Auswanderung sein. Kanada haben wir im Visier. Als Fußballer sollte er dort Fuß fassen können 😊. Für die erste Zeit haben wir in Kryptowährung investiert. Man muss vorbereitet sein.

Aber genug der Schwarzmalerei. Solltest du zum Eisbrennerkonzert gehen, grüß Tino von mir. Und lasst die Kraniche ziehen – für den Frieden!
Shurawli.

Bis ganz bald, Kathrin.