Angst vor dem Verlust des Weltbildes

Seit Anna Biosch Noras „Briefwechsel“ gelesen hat, schreibt sie der Autorin in unreglemäßigen Abständen. Ihr letzter Brief datierte vom 17. Juni 2024 und schildert ihre mentale Instabilität angesichts der „furchtbaren Gegenwart“.

Berlin, 20. August 2024

Liebe Nora,

kennen Sie dieses drückende Gefühl, es heute wieder nicht geschafft zu haben, einen Brief zu schreiben? Eigentlich wollte ich diesen schon unmittelbar nach der großen Friedensdemo am 3. August geschrieben und abgeschickt haben.

Schade, dass wir uns auf der Demo nicht begenet sind. Leider war ich beim Umzug nicht dabei. Wirklich wichtige Infos, wie Beginn und Treffpunkt der Demo hatte ich nicht gut genug gespeichert und so kam ich tatsächlich zu spät. Allerdings noch rechtzeitig genug, um zur Kundgebung beim Bad in der Menge dabei zu sein. Viele der Reden konnten mir Kraft und neue Energie geben. Leider wurden diese kleinen Ressourcen vom Wahnsinn der aktuellen Ereignisse auch schnell wieder aufgebraucht.
Meine mentale Instabilität macht mir weiterhin Sorgen.

Nach der Verbreitung der Protokolle der Verantwortlichen der Coronaverbrechen hatte ich  gehofft, dass etwas in Bewegung geraten, dass eine gesellschaftliche Diskussion angeregt werden würde. Aber bisher ist nichts, rein gar nichts zu bemerken. Ich frage mich, worin dieses „Nichts“ begründet sein kann.
Mein Freund vermutet, dass die Mitläufer und Regierungsgetreuen so verärgert darüber sind, dass Ihre „Gegner“ schon so frühzeitig richtig gelegen haben mit ihren „Verschwörungstheorien“, dass sie nun vor lauter Wut erst recht nichts mit uns zu tun haben und schon gar nicht mit uns darüber reden wollen.
Eine Anekdote aus seiner Firma könnte diese Vermutung bestätigen. Dort geriet eine Diskussion über die RKI-Protokolle so vollends aus dem Ruder, dass der Kollege, der die Diskussion begonnen hatte, im Anschluss zur Aufkündigung des Arbeitsverhältnisses in beiderseitigem Interesse aufgefordert worden ist.
Das ist doch nicht zu fassen, oder?  

Meine Theorie besteht nun darin, dass die breite Masse der Mitmacher auch weiterhin nicht bereit ist, sich selbst zu informieren, weil sie möglicherweise befürchtet, durch eigenes Denken ihr so gefestigtes Weltbild zu verlieren. Sie halten weiter an den Meinungen des Mainstreams fest und dieser macht es ihnen – durchaus geschickt – sehr einfach, all die Unwahrheiten zu glauben.

Hinter beiden Theorien spielt meiner Meinung nach eine große Angst vor Scham- und Schuldgefühlen eine immense Rolle. Sobald diese Gefühle berührt werden, ist die Gefahr brachialer Aggression nicht auszuschließen – wie die Geschichte aus dem Arbeitskreis meines Freundes zeigt.

PS: wie schmerzhaft es ist, das Weltbild tatsächlich zu verlieren, habe ich am eigenen Leibe erfahren und dieser Verlust ist noch immer als tiefe traumatische Erfahrung in mir. Deshalb ist die Angst davor durchaus verständlich.

Liebe Nora, ich wünsche Ihnen weiterhin die nötige Kraft für Ihr sehr bewegtes Leben und vor allem viel Freude dabei.

Herzliche Grüße ,
Ihre Anna Biosch.

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