Tagebuch einer ver-rückten Zeit

von Nora Mittelstädt und Freunden
12. Oktober 2021 – 2. Juni 2022

Nora, 12. Oktober 2021

Der Wahnsinn geht weiter. Oder fängt er jetzt erst richtig an? Ich habe beschlossen, einfach mal wesentlich genauer als bisher, festzuhalten, was alles passiert, welche Informationen mich erreichen, welche Absurditäten mir begegnen, auch welche Lichtblicke und was das alles mit mir macht, und was mir dazu durch den Kopf geht.

Ich beginne heute. Es ist der 12. Oktober 2021, Clara und ich urlauben für drei Tage in der „Göttin des Glücks“ in Vogelsang

16:24:
Clara sitzt in ihrer Koje und schreibt. Ich liege auf der Couch, die Wärmflasche im Rücken, angelehnt an zig Kissen, die meinen Kopf stützen. Es ist schwer ihn zu halten. Irgendetwas ist wieder mal ver-rückt. Vor zwei Wochen war ich beim Osteopathen, der mich zurechtgerückt hat, heute vor einer Woche bei meiner Chiropraktikerin und trotzdem laboriere ich schon wieder. Totale Anspannung. Verr-rücktsein. Dabei achte ich so auf Ent-spannung. Ich arbeite auf Sparflamme. Am Wochenende war ich gleich zwei Mal im Theater. Seit gestern bin ich mit Clara im Urlaub. Aber auch hier holt es uns ein.

Seit gestern gilt: keine kostenlosen Tests mehr. Die Zweiklassengesellschaft schreitet voran. Ganz unauffällig, ganz subtil. Wer nicht betroffen ist, bekommt es so gut wie nicht mit.

Sechs, sieben Wochen ist es her, dass Sophie mir versichert hat, dass sie, wenn es zum Ausschluss der Ungeimpften (ich finde ja, wenn wir das Personalisierte, den (ungeimpften) Menschen schon weglassen, sollte es, da wir uns bei allem sonstigen schon totgendern wenigstens UngeimpftInnen heißen) käme, die Erste wäre, die auf die Straße gehe. Das hat mich damals sehr bewegt, sehr gerührt. Ich habe sie in den Arm genommen, sie gedrückt und mich bedankt. Als ich ihr gestern nun sagte, dass es wohl bald soweit sei und sie auf die Straße müsse, war sie sehr verwundert. In ihrem Umfeld bekommt sie nichts mit. In ihrer Klasse sind mehrere Mitschüler nicht geimpft. Das sei, sagt sie, gar kein Problem. Die Tests gäbe es für diese ungeimpften Schüler kostenfrei. Auch JETZT noch? Sophie nimmt es an, weiß es aber nicht. Ich empfahl ihr, sich zu erkundigen.

Gerade erst am Abend zuvor hatte Sonja mir erzählt, dass der Sohn einer ihrer Kursteilnehmer vermutlich nicht mehr studieren könne, weil er sich, ungeimpft zwei oder sogar drei Mal die Woche testen müsse. Der Test kostet jeweils 19,90€. Das sind rund 60€ die Woche. Welcher Student kann sich das leisten. Katrin aus K. erzählte mir von einer befreundeten Patientin, die genau aus diesem Grunde ganz verzweifelt war. Inzwischen hätten sie jedoch einen Arzt gefunden, der der Patientin eine Impfunfähigkeit bescheinigt habe.

Sophie ist sehr skeptisch. Am besten wäre es, man vermittelt ihr mal ein Gespräch mit Betroffenen. Immer wieder mal wird mir vorgeworfen, ich lebte in meiner Blase. Die andere Blase existiert auf alle Fälle auch. Für meinen Podcast möchte ich gerne mit Menschen aus beiden „Blasen“ – ich will mich gar nicht auf diese Begriffe einlassen – also Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen ins Gespräch kommen. Ich fürchte, das wird schwierig werden. Ein ganz großes Misstrauen scheint im Raum zu stehen – der Corona-Ausschuss hat Drosten, Lauterbach und ich weiß nicht, wen noch, eingeladen, um Fragen zu klären, ich glaube, es kamen nicht mal Absagen. Auch für die Aktion „Alles auf den Tisch“ waren Anfragen rausgegangen an „MainstreamFachleute, die nicht reagiert, nicht mal abgesagt haben.

Es geht ein Riss durch die Gesellschaft … Bisher ließ er sich irgendwie ignorieren. Aber jetzt? Clara wollte hier im Urlaub gerne zum Friseur. Ich hatte meine Befürchtung, sagte aber nichts, sondern suchte im Netz und fand zwei Läden, die super Bewertungen hatte. Ich versuchte anzurufen. Wir sind hier im polnischen Netz. Es funktionierte nicht. Also probierten wir es auf gut Glück. Favorit Nummer Eins schied schnell aus. Es gelten, so stand es im Schaufenster, die 3G-Regeln. Favorit Nummer Zwei hatte nichts dergleichen am Eingang zu stehen. Durchs Fenster sahen wir drei Friseurinnen mit Maske, die an drei Kundinnen mit Maske herumschnippelten. Sollten wir uns ohne Maske (wir hatten nicht mal eine zur Not dabei) und ungetestet hineinwagen? Clara entschied: Nein! Auch in den Bäcker, der so lecker duftete, wagten wir uns nicht. Der Verkaufsraum war winzig und alle Kunden trugen Maske. Wir beschlossen Eis und Schlagsahne im Supermarkt zu kaufen und es uns „Zuhause“ gemütlich zu machen. „Hier habe ich irgendwie Schiß ohne Maske“, sagte Clara. In Prenzlau sei es echt was anderes. Genauso geht es mir auch. Aber irgendwer muss vorangehen, muss zeigen: So nicht! Nicht mit uns! Also waren wir doch noch einmal tapfer, selbstbewusst und freundlich – im DM, im Nahkauf und im Netto – und alle waren freundlich zu uns.

Inzwischen haben wir unser Eis genossen und genießen die schöne Wohnung und das EinfachNurSein! Herrlich.

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Matthias schickt mir ein Video von einem österreichischen Politiker, der sagt: „Es zahlen ja auch diejenigen, die nicht geimpft sind, den Impfstoff derer, die sich impfen lassen. Oder glaubt da jemand, dass das gratis ist, was da bisher angeschafft wurde. Und glaubt da irgendwer, dass die 42Millionen Dosen, die für das Jahr `22 und ´23 bestellt worden sind, ein Geschenk der Pharmaindustrie ist? Ich glaube, man muss im Zusammenhang mit dem Kostenargument eine ganz andere Frage stellen: Wie kommen alle Steuerzahler, also die geimpften wie die ungeimpften eigentlich dazu, den Pharmafirmen Milliarden an Gewinnen zu ermöglichen durch den Abkauf eines Produktes, wo wir jetzt wissen, dass das, was versprochen wurde, nicht funktioniert. Das ist im Normalfall ein Fall für eine Reklamation. … Bei uns wird nicht reklamiert, sondern nachbestellt. Wie kommen die Steuerzahler dazu, diesen ganzen Firlefanz mitzumachen und noch dazu, wie kommen die Steuerzahler dazu, …, letztendlich das gesamte Haftungsrisiko für Folgeschäden aus dieser ganzen Impferei, wo wir noch nicht wissen, was auf uns zukommen wird, das zu übernehmen. … Der überwiegende Teil derer, die schwere Krankheitsverläufe haben, sind Leute, die vollständig geimpft sind. Und das ist keine böse Propaganda von irgendwelchen Skeptikern an den Corona-Maßnahmen der österreichischen Regierung, sondern das ist die israelische Spitalstatistik. …“

Als ich das Video sehe, weiß ich nicht, dass der Politiker Herbert Kickl von der FPÖ ist. Die FPÖ ist mit Sicherheit nicht meine Partei. Aber was Kickl sagt, trifft den Nagel auf den Kopf!!! Man sollte nicht zuerst sehen, wer etwas sagt, sondern erst einmal hören, was er sagt!

Samstag war ich zum Regine Hildebrandt-Abend im Theater am Rand, Sonntag spielten Gundermanns Liedgefährten. Es war frappierend, wie sehr die Texte, sowohl von Regine Hildebrandt als auch von Gundermann, ins Heute passen. Wie würden diese beiden agieren, wenn sie noch lebten?

Ich werde demnächst zu einem Gundermann-Abend bei uns im Wohnzimmer einladen. Vielleicht kommt sogar Richard (A. d. Autorin: Regisseur des Dokumentarfilms). Das wäre schön.

17.28 Uhr Die Abendsonne lockt. Mal sehen, ob ich Clara aus ihrer Koje eisen kann.

Frieden wird es erst geben…

… wenn wir die Kriege in uns selbst beenden

Bernau, 25. März 2024

Liebe Nora,

ich verfolge deinen Briefwechsel sehr intensiv und finde ihn wirklich gut. Deshalb springe ich jetzt auch mitten hinein und schreibe dir, was mir dazu durch den Kopf geht.
Als erstes kommt mir die Frage: Warum lassen wir uns überhaupt spalten? Gilt es nicht, viel eher zu schauen: Was uns verbindet? Was wir gemeinsam haben? Warum agieren wir gegeneinander?
Das ist doch genau so gewollt.
Überall herrscht Krieg, überall heißt es: Du bist doof und ich weiß Bescheid.
Da ertappe ich mich immer wieder selbst – wir alle müssen darauf achtgeben, nicht der Versuchung zu erliegen, es besser wissen zu wollen als die anderen, sondern uns ehrlich begegnen, einander zuhören, sich in den anderen einfühlen – wie heißt es schön: „einfach“ mal die Perspektive wechseln. Wenn es so einfach wäre. Aber eigentlich ist es das. Und spannend darüber hinaus auch noch. Horizont erweiternd.

Wenn wir wirklich wollen, dass die Kriege im Außen aufhören, müssen wir erst einmal die Kriege in uns besänftigen, beenden – müssen uns in uns selbst begegnen, ganz ehrlich, als Mutter, als Frau, als Partnerin, als Kollegin, als Tochter, als Schwester, als Mann, als Vater, als Sohn, als Lehrer, als – alles, was uns einfällt?

Frieden wird es nur und erst dann geben, wenn wir in Liebe sind.
Daran arbeite ich gerade.
Machst du mit?

Liebe Grüße,
Maxie.

Die Spaltung ist immer noch da!

Wie damit umgehen?

Leipzig, 23. März 2024

Liebe Emma,

man o man, einen Therapeuten, dafür, dass wir ausgegrenzt worden sind. Was für ein Schwanz. Und der Wahnsinn geht ja weiter. Auf so vielen verschiedenen Ebenen.
Aber das Fass will ich heute gar nicht aufmachen. Ich bin gerade zur Buchmesse und genieße meinen kleinen Kasten, an dem es (fast) nur um Bücher geht.
Es ist total schön, nach 2019 endlich wieder hier und dabei zu sein, ich bin sehr erfüllt, heute an Tag drei aber auch sehr erschöpft und müde, deshalb antworte ich nur kurz:
Was mir durch den Kopf ging, als ich deine Nachricht las, war die Frage, wie du wohl reagiert hättest, wenn dein Bekannter, dich einfach nur eingeladen hätte  – ohne den ergänzenden Kommentar. Hättest du im Kopf gehabt, dass bei dieser Hochzeit Leute sein könnten, die geschwiegen und ausgegrenzt haben? Und wäre das für dich ein Problem gewesen? Oder ist es für dich erst durch die Bemerkung, dass auch Menschen eingeladen sind, mit denen du – wegen Corona – ein Problem hättest, zum Problem geworden? Für mich fühlt es sich so an, als sei dadurch erst die Spaltung wieder aufgemacht worden.
Hier und auch bei vielen anderen Veranstaltungen treffe ich immer wieder auf Menschen, die während Corona anders tickten als du und ich. Wenn es in Richtung dieses Themas geht, versuche ich ins Gespräch zu kommen. Ich finde es spannend, die anderen Ansichten zu hören, mache aber auch meine klar. Bisher bin ich damit gut gefahren.
Aber meistens bzw. für die meisten scheint Corona weit weg zu sein, kein Thema mehr. Da ertappe ich mich, für mich ist es ein Thema und ich glaube, ein feines Gespür dafür zu haben, wer damals mit uns war und wer die Schweiger waren oder noch mehr…
Wie damit umgehen? Reden! Ich versuche es – auch über diesen Blog.
Schreib´ mir gerne weiter.
Und eine gute Therapeutin weiß ich wirklich – ich schicke dir ihren Kontakt übers Handy.
Sei ganz herzlich umarmt,
Nora.

 

Noras Antwort auf Emmas Brief vom 20. März 2024

„Blinddarm der Gesellschaft“

Coronas langer Schwanz

Löcknitz, 20.März 2024

Liebe Nora,

wir haben lange nichts voneinander gehört. Oder zumindest DU nichts von mir. Seit November schon liegt dein neuer Fragebogen auf meinem Schreibtisch. Das heißt, inzwischen ist er in die Schublade gewandert. Erst war ich richtig euphorisch, wollte mich unbedingt beteiligen, aber dann konnte ich nicht. Dieser ganze Corona-Wahnsinn wiegt so schwer, ist immer noch präsent. Jedenfalls in mir. Manchmal taucht er ein wenig ab, aber dann ploppt er wieder nach oben und drückt und schmerzt. Diese Corona-Sache hat einfach einen noch viel längeren Schwanz als ich jemals vermutet habe.
Vorgestern wurde ich zur Hochzeit eines Freundes eingeladen, den ich sehr lange kenne und mag. Dieser Freund kam extra vorbei, um mich persönlich einzuladen, aber auch, um mir mitzuteilen, dass ein gemeinsamer Bekannter kommen wird, von dem, so sagte mein Freund, er ja wüsste, dass ich mit diesem ein Problem habe. – Natürlich wegen Corona. –
Nora, mir ruckte das Herz und schüttelte sich. „Nein“, sagte ich, „ ich habe kein Problem mit ihm, ich habe ein Problem damit, wie er sich verhält.“
Das war vor zwei Tagen. Seitdem bin ich total unruhig und merke, wie tiefgreifend diese Coronaausgrenzung für mich war und wie ich immer noch aufräume. Gerade sind die Schweiger dran, die alles haben geschehen lassen. Verrückt.
Ich glaube, ich kann nicht zu dieser Hochzeit gehen. Ich kann nicht mit Menschen feiern, die so ausgrenzend waren. Nicht nur mir gegenüber. Die das zugelassen haben – „Blinddarm der Gesellschaft“ und all diese Scheiße, die wir uns anhören mussten und „Bitte kauft nicht bei …“ – du weißt schon.
Ich glaube, ich brauche da richtig Hilfe. Kennst du jemanden, einen Coach, einen Therapeuten, mit dem ich über dieses Thema sprechen kann? Es ist so tiefgreifend.

Ich danke dir,
liebe Grüße,
Emma.

Stimmabgabe an der Wahl-Urne

Morgen ist auch noch ein Tag

 

Schwedt, 15. März 2024

Liebe Nora,

ich kann nicht schlafen. Muss schreibend verdauen, was ich heute erlebt habe. Vielleicht bewegt es dich ähnlich wie mich.

 

Morgen ist auch noch ein Tag

Blumen, violette Krokusse in einem kleinen Ensemble, ich habe sie selbst ausgegraben und in ein altes Weinglas gestellt. Mitsamt der Erde, in der sie eben noch am Ufer wuchsen, stehen sie nun auf dem Tisch in der Küche am Fenster. Die Sonne strahlt – endlich einen ganzen Tag lang.                                                                      Anna kommt nach Hause, in der Hand hält sie eine gelbe Rose, ich kürze die Rose und stelle sie in eine winzige Flasche und neben das Weinglas. Anna lächelt, es ist Frauentag.

Am Abend gehen wir ins Kino, beschwingt. Zum Empfang gibt es ein Glas Sekt. Mit uns beiden sind es vier Frauen und zwei Männer die sich diesen Film anschauen wollen. Es ist Frauentag!

Der Film beginnt mit einer gutaussehenden italienischen Frau mittleren Alters, die an einem sonnigen Morgen neben ihrem italienischen Mann in Schwarz-Weiß erwacht. Sie begrüßt ihn liebevoll im Bett und er begrüßt sie liebevoll mit einem derben Schlag ins Gesicht.
Sie ist Mutter von zwei Söhnen und einer großen Tochter, kümmert sich um alle und alles und bezieht nebenbei, Prügel von ihrem Mann.
Es ist Frauentag, allerdings nicht im Film.
In einer späteren Szene trifft ein Bekannter aus Kindertagen eben diese Frau. Er liebt sie, hat sie schon immer geliebt und legt ihr in dieser anmutigen Szene sein Herz zu Füßen. Er möchte mit ihr durchbrennen. Sie mag ihn sehr.
In letzter Minute, nach langem Zögern, ringt sie sich durch, flieht aus dem Haus, eilt zum Bahnhof ihn zu treffen, will mit ihm durchbrennen und gemeinsam mit ihm ein neues Leben beginnen.
Zusammen mit hunderten anderen Menschen drängelt sie sich – untermalt von dramatischer Musik – in das Bahnhofsgebäude. Doch anstatt vor dem Geliebten und dem Zug nach Nirgendwo in ein neues Leben, in ein neues Glück, steht sie plötzlich vor einer Urne.
Einer Urne?
Einer WAHL- Urne.
Genau an jenem Tag, an dem die Frau aus ihrem alten Leben fliehen will, dürfen in Italien Frauen zum ersten Mal wählen.
Der Brief,  den die Hauptdarstellerin in einer vorherigen Szene erhielt und der sie zum Bahnhof trieb,  war nicht von ihrem Geliebten, nein es war die Wahlbenachrichtigung! Die Frau rannte und drängelte, um endlich und zum ersten Mal in ihrem Leben zu wählen.
Ich weiß nicht, welche Partei sie wählte, aber sie wählte! Und genau und nur darum ging es. Nicht um den Geliebten.                                                                                                                                                              Alle Frauen um sie herum sind fröhlich, ausgelassen und  – sie wählen. Zum ersten Mal werden Sie nach ihrer Stimme gefragt. Welch neue Freiheit.
Sie geben ihre Stimme. Und WERFEN SIE IN EINE URNE. Beerdigen sie.
Doch das merken sie nicht. Bis heute merken sie, merken wir es nicht!
Der Geliebte ist fort. Und die Frau wird nach Hause kehren und weiter täglich Schmerz und Selbstverachtung ertragen.
Sie hatte nur eine Wahl, sie hat sie genutzt. Aber wie? Viva!

Der Vorhang fällt. Ich löse mich nur langsam aus meiner Schockstarre. Im Kino bleibt es dunkel, niemand schaltet das Licht ein – nicht nur ich bin erstarrt. Halbblind wanken wir sechs Zuschauer zum Ausgang, treten fassungslos nach draußen in die Nacht. Ich bin komplett desorientiert, habe keine Ahnung, wo es nun hingehen soll. Ich schaue Anna an, sie greift meine Hand. Gegenüber die Uhr zeigt, es sind noch zwei Stunden bis Mitternacht, noch zwei Stunden, dann ist dieser Tag vorbei, dieser Abend, dieser Frauentag. Am Küchenfenster zu Hause, steht noch immer die gelbe Rose neben den Krokussen in einem Glas für Wein.
Ich könnte weinen.
Welcher Tag ist morgen noch gleich?

 

Es grüßt dich, noch immer tief bewegt
Paul.

PS: Ich habe gehadert, ob ich dir meine Schilderung wirklich schicken oder lieber für mich behalten soll. Aber du sagst ja, du willst Gedanken vom Heute sammeln für morgen. Das sind meine Gedanken – metaphorisch verpackt. Anders geht’s gerade nicht.