Ein Dank von Jürgen Fliege

Die Trommel geht ununterbrochen

16. Juli 2024

Liebe Frau M.,

herzlichen Dank für Ihr Buch, das mich erreicht hat und beim sofortigen Lesen in Täler gestürzt und in Höhen geführt hat. Es war die verdammte Todesangst, die gerade die Intellektuellen und Bürger der Westrepublik verführt hat. Das war bei Ihnen so, das war bei mir so und feiert in der Propaganda des Ukraine-Krieges erfolgreich Auferstehung. Und die Trommel geht ununterbrochen: Mal steht der Feind, als virendurchseuchter Nachbar vor deiner Tür, manchmal ist das Kind das du auf den Arm nehmen willst, der scheinbare Träger des Todesengels und dann sind es die Russen die im Hunnensturm ja, bis wohin eigentlich alles niedermetzeln und vergewaltigen, was sich ihnen in den Weg stellt. Also danke ich Ihnen für Ihre Mühe, diesen kleinen Briefwechsel zusammenzutragen, die wie der große Dichter aus Lübeck es getan hat, ein Dokument der Zeit sein werden.

Mit lieben Grüßen und Gottes Segen
Ihr
Jürgen Fliege

Wir halten zusammen

Die Kirche in Malchow – ein Hort der Klarheit, des Friedens und des Trostes

Liebe Nora,

ich bin im Chaos – schau mal, diesen Brief habe ich schon vor Tagen an dich geschrieben und dann vermöhlt …
Nun bekommst du ihn zeitverzögert

 

Woldegk, 5. Juli 2024

Liebe Nora,

gestern war ich in Malchow…
…und habe dich vermisst.
Pfarrer Dietz hatte Jürgen Fliege eingeladen. Es war ein berührender Abend. Zu erleben, wie verbunden Jürgen Fliege mit sich ist, mit den Menschen, ganz fein … Er hat auch so eine schöne Art zu predigen, die christliche Botschaft weiterzugeben. Ich merke, eigentlich passt das Wort predigen gar nicht, sondern, davon zu erzählen, wie es ihm geht. Das war wirklich sehr, sehr berührend. Und das alles im Zusammenspiel mit Pfarrer Dietz, ein wunderbares Team.
So macht Kirche Freude und auch Sinn. Dann hat es etwas – im positiven Sinne – Trostgebendes.

Was mich sehr bewegt hat, war Jürgen Flieges Idee zur Aufarbeitung der Coronazeit. Da sagte er: Es gibt Menschen, die haben einen Impfschaden oder leiden unter Entzweiung, eine Aufarbeitung aber wird nichts heilen,
heilen kann nur, mit jemandem zu sein, zu hören, wie er empfindet, also verbunden zu sein. Wir können zusammenhalten.
Die Aufarbeitung, sagt er, ist natürlich wichtig und darf kommen, aber das wird eine Zeit brauchen, zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre, bei Contergan hat es fünfzehn Jahre gedauert.
Er sagte: Ich bin nicht wie mein Bruder Peter Hahne, der Handschellen klicken hören will. Und dann ergänzte er: Aber in einem Sinne habe Hahne schon recht, mit Handschellen, macht sich das Beten einfacher 😊

Zu Beginn der Coronazeit hatte Jürgen Fliege einen Offenen Brief an seinen Bischoff geschrieben. Dieser antwortete, auf Offene Briefe antworte er nicht. Woraufhin Jürgen Fliege konterte: Ja,  aber Paulus habe nur Offene Briefe geschrieben.

Also es war schön. Weise, aber auch humorig.
Und dein „Briefwechsel“ hat einen neuen Leser gefunden.

Diese Kirche in Malchow ist wirklich so ein Hort der Klarheit, der Offenheit, des Friedens, aber auch des Trostes geworden in diesen ganzen irrsinnigen letzten Jahren, die ja weitergehen …

Darauf hat Jürgen Fliege auch Bezug genommen, auf diese Kriegsthemen. Aber wirklich auf eine ganz schöne Art und immer betonend, dass das Verbundensein mit den Menschen das Wesentliche ist.

Anschließend standen wir noch draußen zusammen und plauderten – zum Abschied nahm mich Jürgen Fliege in den Arm und sagte: Wir halten zusammen. Das war so Mensch …

Liebe Nora, ganz herzliche Grüße von mir und eine ganz feste Umarmung,
dein Bernd.

Zeitzeugnisse

Wie haben unsere Kinder die Corona-Zeit erlebt? – Teil II

Schwedt, 11. Juli 2024

Liebe Nora,

Was ich ganz vergessen hatte zu schreiben. Also die Fragebogen, auf denen oben ein Name steht – ich habe das meinen Schülern freigestellt – da sind die Schüler ganz erpicht darauf, in deinem Briefwechsel-Buch (wir hoffen, du machst aus deinem Blog irgendwann auch ein Buch) namentlich erwähnt und somit richtige Zeitzeugen zu werden.
Hier kommt jetzt der zweite Fragebogen.

Gewitterliche Grüße,
Paula.

 

  1. Wenn du an den Beginn der Coronakrise zurückdenkst, an welchem Punkt hast du bemerkt, dass etwas anders war?
    Das erste, woran ich mich erinnern kann, ist die Maskenpflicht. Als Kind in der 6. Klasse habe ich das, was da auf uns zukam, erst nicht wahrgenommen, doch dann kam der Lockdown. Aufgrund des Lockdowns brach Panik aus und von da an wusste ich, irgendwas läuft hier schief.
  2. Welche Gefühle verbindest du mit dieser ersten Zeit?
    Angst, Panik, Trauer und Langeweile
  1. Hat sich das Gefühl irgendwann verändert?
    Nein.
  1. Wie hast du dich in dieser Zeit informiert?
    Übers Internet (PC/Handy).
  1. Was hast du über Menschen gedacht, die sich nicht impfen lassen wollten?
    Schlaue Menschen, die sich nicht durch Panik kontrollieren lassen haben..
  1. Hast du dich immer an alle Vorgaben gehalten?
    Ich habe mich eigentlich immer an alle Vorgaben gehalten, nur am Ende habe ich mich nicht regelmäßig getestet.
  1. An welchem Punkt warst du mit den Vorgaben nicht mehr einverstanden?
    Ab dem Lockdown.
  1. Was hat sich seitdem verändert?
    Das Vertrauen und Denken zum Deutschen Staat.
  2. Was hast du durch diese Zeit gelernt?
    Vertraue nicht jedem, informiere dich selber, höre nicht immer auf die Nachrichten.
  1. Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
    Mich selbst informieren, nicht alles glauben.

 

Lest hier, was Paula in einem ersten Brief an Nora schrieb. 

Zeitzeugnisse

Wie haben unsere Kinder die Corona-Zeit erlebt?

Schwedt, 9. Juli 2024

Liebe Nora,

angeregt durch deinen Fragebogen im „Briefwechsel“ habe ich unter meinen Zehntklässlern vorgestern ebenfalls einen Fragebogen verteilt. Wir haben gerade Projektwoche, das übergeordnete Thema lautet „Generationen“ und das spezielle „Zeitzeugnis“. Wir waren sehr gut im Gespräch, darüber,  in welch geschichtsträchtigen Zeit wir leben, und dass es für nachfolgende Generationen durchaus sehr spannend sein könnte, zu erfahren, wie Luise, Hannah, Emily, Jona, Kevin und wie sie alle heißen, die Coronazeit erlebt haben. Meine Zehntklässler von heute waren 2020 Sechstklässler und damit alle vor dem Sprung aus der Grundschule an die Oberschule.
Mit der Erlaubnis der Schüler gebe ich die Fragebogen, einen nach dem anderen, an dich weiter, so werden sie eines Tages vielleicht wirklich ein Zeitzeugnis sein.
Ich drück dich,
Paula.

 

Pepe, 15 Jahre

  1. Wenn du an den Beginn der Coronakrise zurückdenkst, an welchem Punkt hast du bemerkt, dass etwas anders war?
    Als viele Läden geschlossen wurden und an vielen Orten Maskenpflicht war.
  2. Welche Gefühle verbindest du mit dieser ersten Zeit?
    Sehr schlechte, denn man wusste nie, was als nächstes kommt.
  1. Hat sich das Gefühl irgendwann verändert?
    Als Covid vorbei war.
  1. Wie hast du dich in dieser Zeit informiert?
    Über die tägliche Tagesschau.
  1. Was hast du über Menschen gedacht, die sich nicht impfen lassen wollten?
    Ich war sehr erschüttert über die Menschen, die dann auf die Straße gegangen sind und Corona geleugnet haben. Aber Impfen ist schon besser gewesen.
  1. Hast du dich immer an alle Vorgaben gehalten?
    Ja, ich habe mich immer an alles gehalten.
  1. An welchem Punkt warst du mit den Vorgaben nicht mehr einverstanden?
    An dem Punkt der Ausgangssperre.
  1. Was hat sich seitdem verändert?
    Wir dürfen wieder raus und uns mit Freunden treffen und die Maskenpflicht ist auch weg, das ist mega.
  2. Was hast du durch diese Zeit gelernt?
    Dass die Menschen schnell die Meinung von anderen übernehmen, und dass es sehr schnell zwei verschiedene Meinungen geben kann und sich Familien deswegen trennen.
  1. Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
    Eine Ausgangssperre durchziehen, damit es schneller zu Ende ist und nicht Jahre geht. Und die Krankenpfleger besser bezahlen.

 

   

 

 

Was für ein Druck auf Joshua Kimmich

Wie hätte ich mich als junge Sportlerin verhalten?

Pinnow, 4. Juli 2024

Liebe Emma,

mit einem Brief an dich tauche ich wieder auf aus meiner Briefwechselpause.
Ich habe gerade die ZDF-Dokumentation über Joshua Kimmich gesehen – die hat mich so bewegt, so berührt, tut sie noch immer. Ich glaube, da schlägt mein altes, naja, mittelaltes Sportlerherz wieder durch.
Tatsächlich ist es ja ziemlich eingeschlafen. Früher habe ich keine Sportveranstaltung im Fernsehen verpasst, kannte alle Fußballer, Leichtathleten, TT-Spieler … Und heute? Ich war mal Sportjournalistin. Darüber lacht sich mein Schwiegersohn in spe schlapp, der kann sich das überhaupt nicht vorstellen, weil ich einfach niemanden mehr kenne. Okay, Thomas Müller,  Manuel Neuer, die alten Recken schon , und Kimmich eben – den allerding vor allem durch seinen Heldenmut in der CoronaZeit. Was der hat aushalten müssen. Seit damals bin ich übrigens auch Fan von Tennisspieler Novak Djokovic, der mir eigentlich viel zu verbissen und ehrgeizig ist, jedenfalls wirkt er so, aber krass, der hat einfach (haha) widerstanden. Wenn der heute auf den Platz geht, bin ich sofort für ihn. Findet mein Schwiegersohn blöd. Neulich kommentierte er: „Also ich bin für jemanden wegen seiner Leistung und nicht wegen seines Impfstatus´.“ Das habe ich abperlen lassen. Ich bin für Djokovic. Und insgeheim hoffe ich, dass auch Kimmich widerständig geblieben ist und einen Deal hat machen können, der ihn nach außen als geimpft ausweist.

Weißt du, was ich mich immer frage: Wie hätte ich mich als junge Sportlerin verhalten? Überleg mal, wer zu Olympia wollte, musste geimpft sein. Gab es da Schlupflöcher?
Sport, Hockey war mein Leben. Wirklich, Hockey bedeute alles für mich. Wenn mir da so ein mRNA-Stein in den Weg gelegt worden wäre. Also mir, mit meiner Denke von heute. Denn damals, ich glaube, ich hätte das alles gar nicht hinterfragt. Ich hätte mir die Spritze geholt. Mein Nachdenken über solche Dinge kam erst mit meinen Kindern. Und meine Kinder kamen erst nach meiner Karriere.

Hatte ich dir erzählt, dass es in der Hockeyregionalliga einen Verein gab, der mitten in der laufenden Saison seine Mannschaft zurückziehen musste, weil zu wenig Spielerinnen nicht geimpft waren und damit das 2G-Reglement nicht erfüllten. Aber das war noch nicht alles – daraufhin wurden der Verein mit einer Strafe belangt, weil die Mannschaft im laufenden Spielbetrieb ausgestiegen ist (aussteigen musste) und das natürlich neue Spielansetzungen und den ganzen bürokratischen Rattenschwanz nach sich zog. Rate mal, woher die Mannschaft kam 😊! Ich habe ihnen geschrieben und ihnen ein Exemplar des Briefwechsels geschickt, als Sympathiebekundung. Man, man, man …

Wie war das eigentlich mit deinem triathletenden Sohn? War der unter Druck? Er ist ja geimpft, oder? Freiwillig?

Das wollte jetzt alles raus liebe Emma.
Wie geht es dir? Du warst ja auch in Kontemplation – bist du schon wieder gesellschaftsfähig?

Ich sende dir ganz liebe Grüße,
Nora.

 

Lest hier Noras letzten Brief an Emma.