Stimmabgabe an der Wahl-Urne

Morgen ist auch noch ein Tag

 

Schwedt, 15. März 2024

Liebe Nora,

ich kann nicht schlafen. Muss schreibend verdauen, was ich heute erlebt habe. Vielleicht bewegt es dich ähnlich wie mich.

 

Morgen ist auch noch ein Tag

Blumen, violette Krokusse in einem kleinen Ensemble, ich habe sie selbst ausgegraben und in ein altes Weinglas gestellt. Mitsamt der Erde, in der sie eben noch am Ufer wuchsen, stehen sie nun auf dem Tisch in der Küche am Fenster. Die Sonne strahlt – endlich einen ganzen Tag lang.                                                                      Anna kommt nach Hause, in der Hand hält sie eine gelbe Rose, ich kürze die Rose und stelle sie in eine winzige Flasche und neben das Weinglas. Anna lächelt, es ist Frauentag.

Am Abend gehen wir ins Kino, beschwingt. Zum Empfang gibt es ein Glas Sekt. Mit uns beiden sind es vier Frauen und zwei Männer die sich diesen Film anschauen wollen. Es ist Frauentag!

Der Film beginnt mit einer gutaussehenden italienischen Frau mittleren Alters, die an einem sonnigen Morgen neben ihrem italienischen Mann in Schwarz-Weiß erwacht. Sie begrüßt ihn liebevoll im Bett und er begrüßt sie liebevoll mit einem derben Schlag ins Gesicht.
Sie ist Mutter von zwei Söhnen und einer großen Tochter, kümmert sich um alle und alles und bezieht nebenbei, Prügel von ihrem Mann.
Es ist Frauentag, allerdings nicht im Film.
In einer späteren Szene trifft ein Bekannter aus Kindertagen eben diese Frau. Er liebt sie, hat sie schon immer geliebt und legt ihr in dieser anmutigen Szene sein Herz zu Füßen. Er möchte mit ihr durchbrennen. Sie mag ihn sehr.
In letzter Minute, nach langem Zögern, ringt sie sich durch, flieht aus dem Haus, eilt zum Bahnhof ihn zu treffen, will mit ihm durchbrennen und gemeinsam mit ihm ein neues Leben beginnen.
Zusammen mit hunderten anderen Menschen drängelt sie sich – untermalt von dramatischer Musik – in das Bahnhofsgebäude. Doch anstatt vor dem Geliebten und dem Zug nach Nirgendwo in ein neues Leben, in ein neues Glück, steht sie plötzlich vor einer Urne.
Einer Urne?
Einer WAHL- Urne.
Genau an jenem Tag, an dem die Frau aus ihrem alten Leben fliehen will, dürfen in Italien Frauen zum ersten Mal wählen.
Der Brief,  den die Hauptdarstellerin in einer vorherigen Szene erhielt und der sie zum Bahnhof trieb,  war nicht von ihrem Geliebten, nein es war die Wahlbenachrichtigung! Die Frau rannte und drängelte, um endlich und zum ersten Mal in ihrem Leben zu wählen.
Ich weiß nicht, welche Partei sie wählte, aber sie wählte! Und genau und nur darum ging es. Nicht um den Geliebten.                                                                                                                                                              Alle Frauen um sie herum sind fröhlich, ausgelassen und  – sie wählen. Zum ersten Mal werden Sie nach ihrer Stimme gefragt. Welch neue Freiheit.
Sie geben ihre Stimme. Und WERFEN SIE IN EINE URNE. Beerdigen sie.
Doch das merken sie nicht. Bis heute merken sie, merken wir es nicht!
Der Geliebte ist fort. Und die Frau wird nach Hause kehren und weiter täglich Schmerz und Selbstverachtung ertragen.
Sie hatte nur eine Wahl, sie hat sie genutzt. Aber wie? Viva!

Der Vorhang fällt. Ich löse mich nur langsam aus meiner Schockstarre. Im Kino bleibt es dunkel, niemand schaltet das Licht ein – nicht nur ich bin erstarrt. Halbblind wanken wir sechs Zuschauer zum Ausgang, treten fassungslos nach draußen in die Nacht. Ich bin komplett desorientiert, habe keine Ahnung, wo es nun hingehen soll. Ich schaue Anna an, sie greift meine Hand. Gegenüber die Uhr zeigt, es sind noch zwei Stunden bis Mitternacht, noch zwei Stunden, dann ist dieser Tag vorbei, dieser Abend, dieser Frauentag. Am Küchenfenster zu Hause, steht noch immer die gelbe Rose neben den Krokussen in einem Glas für Wein.
Ich könnte weinen.
Welcher Tag ist morgen noch gleich?

 

Es grüßt dich, noch immer tief bewegt
Paul.

PS: Ich habe gehadert, ob ich dir meine Schilderung wirklich schicken oder lieber für mich behalten soll. Aber du sagst ja, du willst Gedanken vom Heute sammeln für morgen. Das sind meine Gedanken – metaphorisch verpackt. Anders geht’s gerade nicht.

 

 

Gegen das Vergessen

Wißt ihr noch, was am 15. März 2022 los war?

 

Ihr lieben Alle,

wißt ihr noch, was heute vor zwei Jahren los war?
Ich wüsste es nicht, wenn ich damals nicht Tagebuch geführt hätte. Sechs Monate lang von Oktober 2021 bis März 2022 – Tagebuch
einer  VER-RÜCKTEN Zeit. Im März gingen mir schon die Kräfte aus. Da gab es nur noch vier Einträge. Der vorletzte ist vom 15. März 2022.

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15. März 2022

Heute ist der lange Zeit gefürchtete Tag. Der 15. März. Ab heute soll die Impfpflicht für alle im Gesundheitswesen Beschäftigten gelten. Ich bin so froh, dass uns, also Jens, dieses Thema dank seines / unseres Genesenenstatus´ vorerst nicht mehr unmittelbar bedroht.
Voreerst. Denn ab morgen wird im Bundestag über die allgemeine Impfpflicht ab Oktober verhandelt.
Bekommt das überhaupt jemand mit (außer uns Impfunwilligen)?
In den Medien ist Corona in den „Untergrund“ gerückt. Die Inzidenz steigt weiter. In Brandenburg steht die KlinikAmpel angeblich auf Rot. Deshalb wird Brandenburg weiter an allen Regeln festhalten.
Es ist alles so durchschaubar. Wie schon wieder alles aufgebaut. Heimlich, hinter den Kriegsschlagzeilen.

In einem Telefonat versorgte mich Hartmut mit den neuesten Neuigkeiten aus der Corona-Klatschszene:
Heute Morgen Anruf von der ehemaligen Chefbuchhalterin eines Staatsgutes: „Hartmut, du musst mir helfen! Ich sitze in Karlshagen auf Usedom fest. Ich bin in der Reha  und positiv getestet Ich muss hier raus, aber mein Mann lässt mich positiv getestet nicht ins Haus. Ich weiß nicht, wo ich hin soll… Nun zieht sie morgen in unser Wanderhaus ein und kann dort erst einmal für eine Woche bleiben.
  Kaum aufgelegt, klingelt es wieder. Professor M., 86 Jahre, wohnhaft in einem Schloss in Polen, ist wegen Herzschwäche in Pasewalk im Krankenhaus, wird entlassen, ist aber während der Behandlung positiv getestet worden. Jetzt fährt ihn kein Taxiunternehmen nach Hause, weil das Krankenhaus das Taxiunternehmen informiert hat, dass er positiv getestet war. Er war ratlos, wie sollte er nach Hause kommen? Unser Seniorenbesuchsdienst hat ihn erst einmal nach Penkun gebracht und von dort hat ihn ein Pole abgeholt und nach Hause gefahren.
  Ein paar Minuten später klingelt die Hausmutter unseres Alterswohnhauses. Dort wohnt eine ältere Dame, die mich – Corona-Aufmüpfigen – angezeigt hat, weil ich verhindert habe, dass im Haus die Maskenpflicht durchgesetzt wird. Inzwischen, das erzählte mir die Hausmutter, hat sie so viele Impfnebenwirkungen, dass der Arzt nicht anders konnte, als ihr zu bestätigen, dass all ihre Symptome Folgen der Impfung sind.

Impfnebenwirkungen – auch meine neue Zahnärztin erzählt mir von den vielen Impfnebenwirkungen, die sie in ihrer Praxis sieht. Am meisten erschreckte sie eine 19-jährige Abiturientin, die beim letzten Besuch im vergangenen Jahr vor Tatendrang strotzte und nach dem Abi erst einmal die Welt bereisen wollte. Kurz vor Weihnachten ließ sie sich impfen. Ein paar Tage später erlitt sie eine Lungenembolie. Nun ist sie nicht mehr dieselbe. Alle zwei Wochen muss sie in ärztliche Behandlung und immer wird mit neuen Medikamenten experimentiert. Bislang ohne Erfolg.
Bei drei Patienten hat die Sehkraft enorm nachgelassen.
Hemiparese, Muskelzittern, Herzstechen…
Notfallsanitäter von der benachbarten Feuerwache bestätigen ihr, dass sie seit Beginn der Impfungen wesentlich öfter im Einsatz sind.

Ich habe einen Apfelbaum gepflanzt. Einen Hasenkopf.
Außerdem sprießt es auf meinen Permakulturbeeten. Am Samstag bauen wir ein Gewächshaus auf.
Ich sehe schon unsere Bienenwiese.

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Wenn wir denken, Corona sei vor bei, liegen wir, m.E. gründlich falsch, Corona war nur der Anfang. Und wir haben schon wieder so viel vergessen.
Ich will festhalten, notieren, damit wir eines Tages aufarbeiten können.
Ihr seid nach wie vor eingeladen, euch zu beteiligen.

Liebe Grüße,
Nora.

 

Wind of Change

Oder sind es einfach nur die Wechseljahre?

Berlin, 10. März 2024

Liebe Nori,

seit gestern plagt mich (d)ein Ohrwurm. Die Scorpions sind echt nicht meine Mugge, aber sie sitzen fest – Wind of change.
Unser Gespräch ist mir noch lange nachgegangen, immer mehr Menschen erzählen mir, dass auch sie das Gefühl haben, dass sich die Welt seit Corona anders dreht, dass sie irgendwie windiger geworden ist. Dass du das so siehst, ist klar, aber mich um herum, werden es immer mehr Leute, die das auch so wahrnehmen.
Beim Einschlafen kam mir dann plötzlich die Idee, dass es vielleicht gar nicht an der Welt liegt, sondern an unserem Alter, in dem  ja auch die meisten meiner Freunde und Bekannten sind und damit in genauso einer persönlichen Wandlungsphase, nennen wir das Kind beim Namen – den Wechseljahren – wie du und ich.
Daher finde ich es echt schwer einzuordnen, was ins Innen und was ins Außen gehört, was nur mit mir und was tatsächlich mit der Welt um mich herum zu tun hat, von wo der Faden kommt…
Allerdings merke ich sehr, dass die Menschen irgendwie verändert sind und Dinge anders kommunizieren. Ich kann das gar nicht genauer benennen, nehme es aber in allen Sphären wahr. Die Menschen sind so ganz anders als noch vor vier, fünf Jahren.
Merkst du das auch ? Liegt es an uns, an unserem Alter, an den Wechseljahren – ist die Wandlung nur unsere ganz persönliche? Oder wird tatsächlich die Welt immer windiger? Und unangenehmer?
Was meinst du?

Fragt dein kleines Schwesterlein.
Ich hab dich lieb,
Kathi.

 

 

Das Leben ist schön

Orkan of Change

Pinnow, 9. März 2024

Liebe Hella,

wie geht es mir?
Mein Grundtenor ist: Das Leben ist schön.
Bei all den Sturmböen, die uns  regelmäßig drohen, umzuschmeißen.
Heute scheint die Sonne, aber in mir ist es schwer. Solche Tage gibt es. Zum Glück überwiegen meist die anderen. Aber auch heute bin ich gewillt, noch das Beste aus dem Tag zu holen. Mein Rücken reißt, als wenn alle Muskeln zu kurz wären – nun liege ich und schreibe aus dem Bett, das beruhigt mein Gedankenkarussell und der Rücken wird sich entspannen.
Seit Tagen ohrwurmen die Scorpions mit ihrem „Wind of Change“ in meinem Kopf. Es ist nicht nur ein Wind, es ist ein Sturm, wenn nicht gar ein Orkan. Du schreibst es:
Plötzlich ist rechts links und oben ist unten und innen ist außen. Eine Frau ist ein Mann, ein Mädchen ein Junge, ein Mann eine Frau und ein Junge ein Mädchen.
Lügen sind Wahrheit und das Schöne ist Hässlichkeit. Und Krieg?, sollte der jetzt der neue Frieden sein?
Ich frage mich genau wie du, was passiert hier? Und dann noch auf allen Ebenen. Von überall höre ich, dass es kracht es, in den Familien, in den Schulen, in den Firmen, in der Kirche – Umbruch, Wandel, Transformation. Wohin? Ins Gute oder ins Schlechte? Ins Licht oder ins Dunkel?
Das Kriegsgeheul wird immer lauter. Irgendwann habe ich Jens einmal gefragt, was er tun würde, wenn hier ein Krieg ausbräche? Weißt du, was er gesagt hat? Er würde sein Vaterland verteidigen. Wer zum Teufel ist dieses Vaterland?

Kürzlich habe ich ein Interview mit einem ukrainischen oder russischen, ich weiß es nicht mehr, Soldaten gelesen, der als Drohnenpilot Bomben abwirft. Dieser Soldat sagte über seinen mörderischen Job: „Es ist, als würde man ein Computerspiel spielen“. Hella, da töten Söhne von Müttern, Söhne anderer Mütter und über die Bomben auch gleich noch die Mütter und Großmütter  und Kinder …
Ich sehe es wie du, dem können wir nur mit Liebe im Herzen begegnen. Aber so viele Herzen sind vergiftet. Oder ummauert, vereist… Nicht im Frieden mit sich selbst. Ich glaube, das ist das Hauptproblem, nicht im Frieden mit sich selbst zu sein, nicht zu wissen, wer man eigentlich ist, was man will …
Ich will Frieden. Meinen kleinen und den ganz großen.
Liebe Hella, ich mache mit in deinem Kreis!
Und schreibe weiter für diesen Frieden.

Ich danke dir und umarme dich,
Nora.

 

Wieder wollen die Rechten den Krieg. Ich will Frieden!

Frieden gibt es nur mit Liebe im Herzen

Berlin, 6. März 2024

Liebe Nora,

anbindend an Hannelores Idee, sich nur noch mit den schönen Dingen des Lebens zu befassen, frage ich dich:  Wie geht es dir? Was sind die schönen Dinge in deinem Leben?

Corona ist Geschichte, da sollte das Leben doch nur noch schön sein.
Doch meins ist es nicht. Denn alles, was in den Coronajahren als Fake bezeichnet wurde, entpuppt sich heute als Realität und die uns vorgegaukelte Realität als Fake.
Plötzlich ist rechts links und oben ist unten und innen ist außen. Eine Frau ist ein Mann, ein Mädchen ein Junge, ein Mann eine Frau und ein Junge ein Mädchen.
Lügen sind Wahrheit und das Schöne ist Hässlichkeit. Und Krieg?, sollte der jetzt der neue Frieden sein?
Nora, alles ist schlimmer als es vorher war, viel mehr Menschen sterben. Warum? Was geschieht mit uns?

Ich hatte keine Angst vor Corona, obwohl ich wusste, dass es gefährlich ist und wir noch keinen Schutz dagegen hatten. Ich wusste auch, dass die Impfung ein Experiment ist und uns nicht schützt. All das fand ich heftig, ich war wütend, aber ich ahnte nicht, was die wirkliche Bedrohung sein würde.

Jetzt erscheint es düster am Himmel, durch die vielen Opfer des Krieges, sowohl in der Ukraine als auch in Russland. Hinzu kommt der Völkermord an den Palästinensern. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen – haben wir die Masken für den Notfall getragen, für den Fall, das jetzt tatsächlich nukleare Waffen eingesetzt werden? Mussten wir in unseren Häusern sitzen, um Gehorsamkeit zu üben?

Wer tut das mit uns?

Liebe Nora, das sind die Fragen, die mich umtreiben. Ich könnte weinen über die Boshaftigkeit gegenüber der Menschheit. In Deutschland haben wir nur noch rechte Parteien. Und eine linke: Das Bündnis Sahra Wagenknecht – mit nur fünf Prozent Wählern.

Wieder wollen die Rechten den Krieg.

Ich will Frieden!

Und den gibt es nur ohne Waffen. Den gibt es nur mit Liebe im Herzen. Mein Herz aber weint, weil wir so armselig sind und hilflos gegenüber der Skrupellosigkeit all derer, die das vergessen haben.

Wir, die wir leben und lieben lernen wollen, sind viele. Warum lassen wir zu, dass die anderen uns bestimmen? Das habe ich schon als Kind nicht verstanden. Schon mit sieben Jahre wusste ich: Ich mache da nicht mit!
Ich werde nicht skrupellos grausam und verachtend werden und sein. Ich werde wachsam sein und mich in den Tugenden der Integrität üben. Die größte dieser Tugenden ist die Liebe.
Heute mit 71 Jahren weiß und kann ich das besser als mit sieben Jahren.
Darum hoffe ich, dass am Ende alles gut wird. Und so lange es noch nicht gut ist, kann und darf es noch nicht das Ende sein.

Lasst uns alle, die das lesen (Nora, ich gehe davon aus, dass du diesen Brief veröffentlichen wirst) für Frieden sein! Lasst uns vorstellen, dass wir als Menschheitsfamilie einen großen Kreis bilden und uns an den Händen fassen und uns gegenseitig die Kraft geben, zu lieben – uns selbst und unseren nächsten. Das wäre ein schönes Experiment, eines, das uns vor dem Bösen schützt.

Liebe Nora, das alles bewegt derzeit mein Herz und mein Hirn. Und in diesem Sinne übe ich mich weiter in der Liebe und beschäftige mich dadurch mit den schönen Dingen des Lebens. Mach doch einfach mit!!!

Ich drücke dich ganz herzlich,
deine Hella.