
Aufeinander zugehen, einander zuhören
In ihrem Brief vom 26. September fragt Kristina Nora für einen Kollegen um Rat. Dieser will wissen, wie sich die CoronaZeit in einem Schulkollegium aufarbeiten lassen kann, ohne sich gegenseitig mit Vorwürfe zu belasten.
Pinnow, 2. Oktober 2024
Liebe Kristina,
wow, eine Schule, die aufarbeiten will. Das nenne ich doch mal eine gute Nachricht. Und dass sie auch noch Stefan um Rat fragen … Vielleicht sollten wir den Glauben doch noch nicht verlieren. Nee, verlieren wir ja auch nicht. Ich halte mich immer an deinem Spruch fest: Istzustand annehmen. Nun also mit positiver Tendenz.
Mein Rat … Hier in Prenzlau hatten wir einen Runden Tisch, insgesamt glaube ich sieben Mal. Bei diesem Runden Tisch ging es darum, einander zuzuhören. Es gab keine Diskussion, kein Suchen nach der Wahrheit, nach dem, was richtig und was falsch war.
Zwei „Moderatoren“ führten durch die Veranstaltung, die aus drei Fragen bestand. Ich erinnere mich nur noch an die erste: Wie hast du die CoronaZeit erlebt? Für mich war das die wesentliche Frage.
Jeder Teilnehmer hatte fünf Minuten Redezeit (nach dem ersten RT haben wir allerdings auf sieben Minuten erhöht – der Redebedarf war groß, das Erleben viel). Alle anderen hörten zu. Dann gab es eine halbe Minute Pause, um sacken zu lassen, bevor der nächste dran war.
Ich habe diesen Runden Tisch als ungemein heilsam empfunden – einmal als Teilnehmerin und die anderen Male als „nur“ Zuhörende.
Nach der Veranstaltung erfolgte häufig noch ein Austausch, immer wohlwollend und auf Augenhöhe.
Die Idee, einander zuzuhören, sich einzulassen und einzufühlen, ohne den Druck und auch nur die Chance etwas entgegnen zu wollen, zu können, zu müssen, halte ich für die beste Möglichkeit wieder aufeinander zuzugehen, Rückschlüsse zu ziehen (jeder für sich und dann gerne gemeinsam) und innen drin heilen zu können.
Aber sicher gibt es auch noch andere Ideen – Was hat Stefan für Anregungen aus seinen „Schwurblerkreisen“ bekommen? Halte mich bitte auf dem Laufenden.
Liebe Grüße,
Nora.